Zivilschutzpläne der Bundesregierung: "Wasser, Nudeln & eine Taschenlampe"

Kontrovers wird seit heute eine Meldung in den Medien diskutiert: Die Bundesregierung empfiehlt der Bevölkerung Vorsorgemaßnahmen zu treffen und für den Katastrophenfall Vorräte an Lebensmitteln anzulegen. Gerade in den sozialen Medien wird diese Empfehlung sehr hitzig diskutiert.

Wichtig ist hierbei zu wissen, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine entsprechende Empfehlung bereits seit mehreren Jahren auf seiner Homepage als Download für die Bevölkerung anbietet. Dort wird unter Anderem, neben vielen hilfreichen Hinweisen zu unterschiedlichen Arten von Katastrophen, empfehlen für jede Person im Haushalt die folgenden Lebensmittel zu bevorraten:

  • 28l Getränke (Trinken, Zubereitung anderer Speisen und grundlegende Hygiene)
  • 4,9kg Getreide, Reis, Brot, Nudeln,...
  • 5,6kg Gemüse, Hülsenfrüchte (eingemacht im Glas oder in Dosen)
  • 3,6kg Obst, Nüsse (eingemacht im Glas oder in Dosen)
  • 3,7kg Milch, Milchprodukte
  • 2,1kg Fisch, Fleisch, Eier/Volleipulver (Volleipulver ist mehrere Jahre haltbar)
  • 0,5kg Fette, Öle
  • nach belieben Schokolade, Honig, Marmelade,…

Den kompletten Ratgeber des BBK haben wir als Download an diesen Artikel angehängt.

Diese Empfehlung wurde heute jedoch, speziell in den sozialen Medien, teils sehr kontrovers diskutiert und kritisiert. Das sie jedoch durchaus sinnvoll ist, möchten wir an dem Beispiel einer Flutkatastrophe erklären:

0h Eintreten der Flutkatastrophe

Plötzlich eintretender Starkregen hat unzählige Bäume entwurzelt. Diese verstopfen den Durchfluss eines Bachs unter einer Straße. Das Wasser staut sich hinter der Straße über mehrere Meter hoch auf. Die Straße hält dem Druck irgendwann nicht mehr stand und eine 5 Meter hohe Schlammwelle wälzt sich durch die Innenstadt einer kleinen 10.000-Einwohner Stadt.

Sofort beginnen die Hilfsorganisationen mit der Menschenrettung. Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst, Wasserwacht und Technisches Hilfswerk retten eingeschlossene Menschen mit Booten und Hubschraubern von Dächern.

12h nach Eintreten der Flutkatastrophe

Die Erstrettung von Menschen ist großteils abgeschlossen. Erst jetzt zeigt sich das ganze Ausmaß der Katastrophe. Häuser und ganze Straßenzüge sind zerstört. Die Infrastruktur, und somit auch die Wasserversorgung, der Stadt wurde durch die Schlammwelle großteils vernichtet.

Der Katastrophenschutzstab tritt zusammen und beschließt gemeinsam mit den Hilfsorganisationen das weitere Vorgehen. Das Technische Hilfswerk erhält den Auftrag die Trinkwasserversorgung wieder herzustellen. Hierzu wird die Fachgruppe Trinkwasserversorgung alarmiert.

18h nach Eintreten der Flutkatastrophe

Die Fachgruppe Trinkwasserversorgung trifft nach 150km Anfahrt mit 18 Personen, 2 LKWs und 2 Anhängern auf denen die moderne Trinkwasseraufbereitungsanlage TWA15 verladen ist vor Ort ein. Die Anlage kann maximal 15.000l Trinkwasser pro Stunde produzieren.

Vor Ort angekommen beginnen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer direkt mit dem Erkunden des Schadensgebiets und der Suche nach dem besten Aufstellungsort für die Anlage. Bei der Erkundung wird entschieden die Anlage in der Nähe des Hochbehälters der Stadt aufzubauen und von dort das aufbereitete Wasser über das Leitungsnetz der Stadt an die Menschen zu verteilen.

24h nach Eintreten der Flutkatastrophe

Über teilweise überflutete und zerstörte Straßen konnte die Anlage an den vorgesehen Aufbauort gebracht werden. Die Helfer beginnen nun mit dem Aufbau der Anlage.

36h nach Eintreten der Flutkatastrophe

Die Trinkwasseraufbereitungsanlage ist nun aufgebaut und die Qualität des vom THW aufbereiteten Wassers wurde sowohl vom eigenen, als auch von einem externen Labor geprüft und als dem deutschen Trinkwasserstandard entsprechend abgenommen. Das THW beginnt nun damit das Wasser in den städtischen Hochbehälter einzuleiten.

48h nach Eintreten der Flutkatastrophe

Das THW hat nun 12h lang Rohwasser aufbereitet und in den Hochbehälter eingespeist. Hier befinden sich nun ca. 180.000l Wasser. Dieses Wasser wird jedoch im ersten Schritt dazu benötigt die Rohrleitungen der Stadt zu spülen. Hier haben sich Schlamm und andere Reste abgesetzt, die erst beseitigt werden müssen um der Bevölkerung sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen.

60h nach Eintreten der Flutkatastrophe

Es wurde nun erneut 12h lang Rohwasser aufbereitet Im Hochbehälter befinden sich nun erneut ca. 180.000l Wasser. Die Wasserversorgung wird nun abwechselnd für einzelne Bereiche der Stadt freigegeben.

Hier sollten nun jedem klar sein, dass den Menschen in dem betroffenen Gebiet für 60h kein Leitungswasser zur Verfügung stand. Also nicht nur kein Trinkwasser, sondern auch kein Wasser zum Kochen, zum Hände waschen oder selbst für die Toilettenspülung. Somit sollte jedem klar sein, dass ein Vorrat von 28l Wasser für diese Zeit für die persönlichen Grundbedürfnisse unerlässlich ist.

Wir hoffen, dass wir mit diesem Artikel vielen klar machen konnten, dass die Empfehlung der Bundesregierung keine Panikmache ist, sondern eine sinnvolle und ernstgemeinte Empfehlung. Nicht zuletzt auch deswegen, da der geschilderte Katastrophenfall beinahe identisch vor knapp 3 Monaten so in Simbach am Inn eingetreten ist.


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.




Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: